In Buenos Aires hatten wir uns mal nicht in einem Hostel eingebucht, sondern ein Apartment gemietet, was sich als super Entscheidung herausstellte. Unser kleines Apartment kostet etwa genauso viel wie ein Doppelzimmer in einem Hostel, befindet sich aber in Palermo, dem Stadtteil, wo wir am liebsten wohnen wollten, wo die Hostels aber nochmal teurer waren als in anderen Stadtteilen. Wir haben eine tolle moderne Küche ganz für uns alleine und können morgens mal wieder im Schlafanzug frühstücken .
Von Buenos Aires, besonders von Palermo, waren wir sofort begeistert. Die Straßen sind grün mit vielen Bäumen, schöne Häuser, an jeder Ecke süße Cafes, in denen man gemütlich den Nachmittag bei cafe con leche verbringen kann… Man kommt sich eigentlich vor wie in einer europäischen Metropole. An Südamerika erinnert hier nur wenig.
Die ersten Abende verbringen wir erstmal mit dem Austoben in unserer eigenen Küche und Janine kocht alle unsere Lieblingsgerichte, für die sonst in der Gemeinschaftsküche keine Zeit bleibt. Dort beschränkt man sich ja doch eher auf die einfachen Gerichte wie Nudeln mit Gemüse oder Reis mit Gemüse….
Selbstgemachte Pizza!!
Natürlich erkunden wir auch Buenos Aires. Mit der U-Bahn fahren wir in die Innenstadt und besichtigen die Kathedrale, den Plaza de Mayo und schlendern durch die Fußgängerzone zu den Galerias Pacifico, eine sehr beeindruckende Shopping Mall im französischen Stil aus dem 19. Jahrhundert. Gerne hätten wir auch ein wenig geshoppt und uns mit etwas leichterer Kleidung für Asien eingedeckt, aber in Buenos Aires gibt es derzeit nur Winterkleidung . Wir fragen uns nur, wann die Leute hier diese dicken Strickpullis anziehen, denn die Winter sind hier sehr mild und es gibt auch sonnige Tage mit bis zu 20°C. Da muss das Shopping wohl bis Singapur warten…
Einen Tag machen wir eine Rundfahrt mit dem Doppeldeckerbus. So bekommen wir mal einen guten Überblick von ganz Buenos Aires. Bei dieser Gelegenheit schauen wir uns auch La Boca an, ein Viertel, das von italienischen Einwanderern gegründet wurde und vor allem aufgrund seiner bunten Häuser sehr bekannt ist. Dort steht auch das Stadion La Bombonera des Fußballclubs Boca Juniors. Der Stadtteil ist aber auch einer der ärmsten von Buenos Aires und die Kriminalität ist recht hoch. Umso künstlicher kommt einem dann der Caminito vor, eine touristische Straße von La Boca. Dort steht an jeder Ecke Polizei und Tangotänzer sprechen einen permanent an, ob man nicht (für Geld natürlich) ein Foto mit ihnen möchte.
Ein wirkliches Highlight war der berühmte Friedhof von Recoleta. In Südamerika gibt es keine Gräber mit Grabstein wie in Deutschland sondern es werden immer kleine Häuschen gebaut, in denen dann der Sarg liegt. Das haben wir ja schon öfters gesehen, aber die Grabhäuser in Recoleta sind echt beeindruckend und eigentlich mehr kleine Kirchen und Kunstwerke als nur Grabhäuschen. Jedes Haus ist anders verziert. Es gibt welche, die aussehen wie Kirchen, welche mit Statuen, ganz moderne, die aussehen wie eine Klamottenboutique und sogar eine Ritterburg haben wir gesehen!
Sehr schön war auch ein sonntäglicher Spaziergang durch San Telmo, einem sehr historischen Stadtteil von Buenos Aires. Der Markt war super und auch viel größer als gedacht. Er beschränkte sich nämlich nicht nur auf den zentralen Plaza Dorrego sondern zog sich kilometerweit bis zur Plaza de Mayo. Von typischen Flohmarktständen mit altem Ramsch über Bilder von lokalen Künstlern, Mate-Tassen (die typischen Teetassen der Argentinier) bis zu Klamotten und Schmuck gab es so einiges.
Zwischendurch gab es immer wieder ein paar Tangovorführungen mitten auf der Straße. Buenos Aires und Tango gehören einfach zusammen und der Tango ist hier allgegenwärtig. Um uns den Tanz mal näher anzuschauen, besuchten wir auch eine Milonga in Palermo. Eine Milonga ist ein Tanzlokal, in dem nur Tango getanzt wird und was etwa so ist wie eine Art Tanztee. Echt lustig. Das Ganze startet allerdings erst gegen 23-24Uhr so richtig. Es gibt eine Tanzfläche und Tische drumherum, an denen zumeist recht junge Frauen sitzen, die dann von zumeist eher älteren Männern zum Tanzen aufgefordert werden. Wir haben uns schon gewundert, wo denn die jungen Männer dort sind. Bei denen scheint Tango wohl nicht mehr so in zu sein, ganz im Gegensatz zu den jungen Frauen, von denen dort zahlreiche vertreten waren.
Wir wollten uns dann auch nochmal eine professionelle Tango-Show anschauen und gönnten uns eine der zahlreichen Shows mit Dinner. Und wir können sagen: es hat sich echt gelohnt. Nicht nur die Show war super und ein absolutes Highlight, auch das Essen war sehr gut und so kamen wir mal wieder zu einem richtig edlem Drei-Gänge-Menü. Eigentlich sollte am Anfang der Show noch eine Tangostunde im Preis inbegriffen sein. Wir wurden somit am Anfang in zwei Gruppen eingeteilt und wir checkten erst später, dass wir wohl in der falschen Gruppe gelandet waren. Unsere Gruppe hatte keine Tangostunde sondern eine Weinprobe gebucht! Dies merkten wir erst so richtig unten im Weinkeller, aber wir dachten uns dann “naja auch egal, lernen wir halt anstatt Tango tanzen noch ein paar argentinische Weine kennen “. Bei der Show und zum Dinner war dann auch Wein bis zum abwinken inklusive, so dass es ein lustiger Abend wurde.
Argentinien kommt alles in allem sehr europäisch daher und man könnte denken, den Leuten geht es allen richtig gut, da die Restaurants und Bars voll sind mit feiernden Argentiniern. Die Inflation liegt hier jedoch bei 25% im Jahr und die Preise sind dementsprechend teuer. Einiges ist sogar wesentlich teurer als in Deutschland, vor allem Lebensmittel. Wir haben uns schon gewundert, wie die Argentinier das machen und dabei auch noch immer schicke Autos fahren und ständig essen gehen. Aber sie geben ihr Geld einfach sofort aus, wenn sie welches haben, denn sparen lohnt sich nicht bei dieser Inflationsrate! Und Autos werden einfach 100% finanziert. Bei dieser Finanzlage wollen die Argentinier natürlich unbedingt ausländische Währungen haben, am besten US-Dollar. Was dies bewirkt, haben wir am eigenen Leib erfahren, denn für die Kaution unseres Apartments brauchten wir US-Dollar. Glücklicherweise hatten wir noch ein paar aus Bolivien (dort kann man die Dollar ganz einfach am ATM abheben), aber 100$ fehlten uns noch. Allerdings wollte kein einziger Geldwechsler Pesos in Dollar tauschen (nur Dollar in Pesos), da die Regierung wohl direkt alle Dollar einsackt, um ihre Schulden zu bezahlen. Ein einziger Geldwechsler machte uns ein Angebot zum wechseln. Der Kurs lag allerdings doppelt so hoch wie der Börsenkurs!! Letztendlich haben wir unsere Kaution dann halb in Dollar, halb in Pesos bezahlt. Man sieht also: selbst mit 25% Inflation und einem Staat, der schon mal pleite war und wieder fast pleite ist, geht das Leben weiter. Das macht Hoffnung für Europa . Hier in Argentinien kommt den Leuten halt sehr die Latino-Mentalität zugute, denn an Morgen wird generell nicht gedacht, sondern nur im Heute gelebt. So muss man sich auch keine Sorgen machen.
Morgen Abend starten wir dann zu unserer letzten Station in Südamerika: Santiago de Chile!
Viele Grüße aus Buenos Aires,
Janine & Marcel